Die Prognosen für eine Erholung der weltweiten Wirtschaft sind ungewiss und holprig und die Erwartungen in Bezug darauf, wie sich die Arbeitswelt verändern wird, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Arbeitswelt befindet sich bereits seit einiger Zeit in einer Transformation. Ein Ende dieses Prozesses ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Er wird sich weiter beschleunigen und zusätzliche Veränderungen mit sich bringen. Die Konsequenzen der Krise sind für einige Akteure im Arbeitsmarkt spürbarer als für andere. Frauen und junge Erwachsene sind überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit geprägt. Es kommt insbesondere bei schlecht ausgebildeten Arbeitskräften und Mitarbeitenden mit Grundkenntnissen sowie in Branchen mit einer raschen Digitalisierung und Automatisierung vermehrt zu Ungleichheiten und Missverhältnissen zwischen den Erwartungen von Mitarbeitenden und ihren Führungskräften. Diese beiden Lager werden in Zukunft gemeinsam mit der Politik versuchen müssen, ein besseres Verständnis für einander aufzubringen, um eine positive Veränderung der Arbeitswelt und somit die Erholung des Arbeitsmarktes in der Nach-Corona-Zeit zu ermöglichen. 

Die Adecco Gruppe hat eine internationale Studie in vier Ländern (Frankreich, Belgien, Spanien und USA) mit insgesamt 1’259 Personen (Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden) aus verschiedenen Sektoren durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Trends im Arbeitsmarkt nach Corona zu identifizieren. Die Studie baut auf den beiden bereits erfolgten Untersuchungen zu den Nachwirkungen von COVID-19 – Neue Ära der Arbeitswelt und the inclusive imperative – auf.

 

Die wichtigsten Erkenntnisse zu den Veränderungen der Arbeitswelt

Mehr Verständnis als Schlüssel zur Erholung

Ein besseres Verständnis der eigenen Mitarbeitenden ist nach dieser Studie eine der Voraussetzungen für die Erholung der Wirtschaft nach der COVID-19-Krise. Vor allem auch das Verstehen der Bedürfnisse von weiblichen und jungen Arbeitskräften ist enorm wichtig und kann zum Vorteil für deren Engagement im Unternehmen genutzt werden. 

Unterschiedliche Ansichten von Führungskräften und Mitarbeitenden

Die Corona-Krise hat die digitale Transformation zusätzlich beschleunigt, was viele Unternehmen und Führungskräfte eine digitalere und technik-getriebene Zukunft erwarten lässt. Im Gegensatz zu den Führungspersonen haben die Mitarbeitenden aber eine pessimistischere Sicht der Zukunft. Sie befürchten, dass die Automatisierung und die anhaltende Krise weiterhin zu Zwangsurlaub, Entlassungen sowie Kürzungen von Arbeitszeit und Lohn führen wird. In Zahlen: 43% der Business Leaders erwarten nach der Krise eine Verbesserung der Arbeitswelt. Bei den Arbeitnehmenden teilen lediglich 35% diese positive Ansicht. 41% hingegen befürchten eine deutliche Verschlechterung der Situation gegenüber vor der Krise. 

Frauen und junge Erwachsene

Besonders betroffen von der Krise sind Frauen und Arbeiternehmer, die sich in der frühen bis mittleren Phase der beruflichen Laufbahn befinden. Deshalb sehen diese Gruppen den zukünftigen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt auch besonders besorgt entgegen. Während 39% der männlichen Arbeitskräfte eine Verbesserung der Arbeitswelt erwarten, befürchten 43% der weiblichen Pendants eine deutliche Verschlechterung. Neben den Frauen sind auch junge Erwachsene von der Krise stark betroffen und dadurch sehr pessimistisch eingestellt. Ca. 45% der Generation Z und der jüngeren Millenials erwarten eine leichte oder sogar eine deutlich schlechtere Perspektive auf dem Arbeitsmarkt für die Zukunft nach Covid-19. 

Diskrepanz zwischen Arbeitnehmenden und Führungskräften

Vor allem in den Erwartungen der kurzfristigen Massnahmen unterscheiden sich die Ansichten der beiden Interessengruppen stark. Während die Arbeitnehmenden sich vor allem mehr Sicherheit bei Lohn- und Gesundheitsthemen sowie Transparenz zu diversen Themen wünschen, beschäftigen sich die Arbeitgebenden und Führungskräfte vor allem mit Remote Working und dem Ermöglichen von Social Distancing am Arbeitsplatz. Bei den langfristigen Auswirkungen decken sich die Erwartungen der beiden Gruppen stärker. Allerdings kommt auch hier eine Diskrepanz bei den soeben erwähnten Themenbereichen deutlich zum Ausdruck. So erwarten 82% der Business Leaders einen starken Anstieg von Remote Working. Diese Meinung teilen hingegen lediglich 48% der Arbeitnehmenden. Auf der anderen Seite wünschen sich 42% der Mitarbeitenden eine vermehrte Unterstützung und mehr Sicherheit bei der Einkommenspolitik. Bei den Arbeitgebenden sehen nur 16% dieses Thema als langfristige Veränderung in der Arbeitswelt.  

Zukunftsträchtige Fähigkeiten: Erwartungen unterscheiden sich

Weiter zeigt sich, dass Arbeitgebende und Arbeitnehmende unterschiedliche Erwartungen haben, welche Fähigkeiten in Zukunft wichtig sein werden. Dies birgt die Gefahr, dass die erworbenen Fähigkeiten in Zukunft nicht mit den im Arbeitsmarkt benötigten Fähigkeiten übereinstimmen. So verleihen 47% der Arbeitnehmenden den Hard Skills in Zukunft mehr Gewicht, während bei den Arbeitgebenden lediglich 38% diese Ansicht teilen.

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